2. Runde St. Georgen/Gusen und Ried im Innkreis

Es ist Sonntag, der 18. Dezember 2022 und das Jahr neigt sich seinem verdienten Ende zu. Es ist ein Winter ohne Lockdown, so wie wir ihn schon viel zu lange nicht mehr hatten. Am heutigen Tag findet ein sportliches Highlight des Jahres statt. Und nein, die Rede ist keineswegs vom Finale der Fußball Weltmeisterschaft in Qatar! Ein wesentlich attraktiveres Highlight wird dem Sportfan von Welt heute geboten: Wir spielen in unserer coolen Heimhalle in Neuhofen gegen die letzten zwei Mannschaften aus der 2. Oberösterreichischen Landesliga, die uns im Grunddurchgang noch fehlen. Bei uns zu Gast finden sich der TSV St. Georgen/Gusen sowie der UVC McDonalds Ried im Innkreis.

Das Buffet wartet weihnachtliche Köstlichkeiten wie Winterpunsch, Kekserl, Lebkuchen-Nikolos und Glühmost auf. Die ersten Gäste trudeln bereits um kurz vor 12 Uhr ein. Wie jedes gute Konzert bekommt natürlich auch unser Auftritt heute eine „Vorband“. So spielen zum Auftakt unsere beiden Gäste gegeneinander, um das Publikum schon mal ein wenig aufzuwärmen. Beide Mannschaften präsentieren sich in blauen Trikots und mit blauen Lippen. All zu lange lassen sie das Publikum aber nicht auf den Star-Act warten. Nach genau einer Stunde und einer Minute Spielzeit verlassen beide Mannschaften wieder das Feld. Der UVC Ried geht dabei als Sieger mit 3:0 Sätzen hervor (25:17, 25:17, 25:13).

Aufwärmen mit dem TSV St. Georgen / Gusen

Das Publikum ist mit Punsch, Toast und Kaffee versorgt und das Schiedsgericht in Daunenjacken gepackt. Die Halle erzittert, als wir sie in Vollbesetzung betreten. Ob wegen Kälte oder Ehrfurcht ist uns in diesem Moment egal. Doch ganz kalt lassen uns die Eindrücke scheinbar auch nicht. Die ersten Minuten des ersten Satzes schlittern nur so an uns vorbei. Sehr früh tut sich ein viel zu großer Rückstand auf. Bei 1:7 tauschen wir unsere Stellerinnen (Leah Hebenstreit für Selma Köglberger) und bei 2:9 unsere Mittelblockerinnen (Tina Kößldorfer für Elisabeth Oberhuber) aus. Bei 2:14 können wir’s nicht mehr schönreden: Das war ein Kaltstart und es wird schwer, das wieder aufzuholen.

Tina Kößldorfer leitet mit einer 6-Punkte Service-Serie die Aufholjagd ein, und nur zwei Rotationen später setzt Anna Krahwinkler ebenfalls mit einer 6-Punkte Service-Serie fort. Bei einem Punktestand von 17-19 können wir wieder Mut fassen und erkennen, dass wir unseren Gästen im Grunde überlegen sein sollten. Es kommt wie’s kommen soll, und unsere Gegner stibitzen uns den ersten Satz eiskalt mit 25:23 Punkten. Am Ende bestärkt uns dieser Fehlstart aber nur in der Absicht, den Damen aus St. Georgen/Gusen nun so richtig einzuheizen.

Ab dem zweiten Satz machen wir keine Kompromisse mehr: Wir spielen souverän und konzentriert. Die Fehler, welche noch im ersten Satz der Hektik und der Nervosität geschuldet waren, sucht man im zweiten auf unserer Seite vergeblich. Nach nur 21 Minuten verwandelt Kati „Satzballmaschine“ Derflinger den Satzball mit einem direkten Punkt im Angriff zum Satzausgleich (25:16).

Der Rest des Spiels verläuft ähnlich. Die beiden Diagonalistinnen Vicy Fellinger und Betti Ebner wechseln sich satzweise ab und spielen beide eine fortan fehlerlose Partie. Die Angriffe von Tina Kößldorfer sind für die Gegnerinnen nur schwer bis gar nicht zu halten, während Kati Schwingenschlögl als mobile Ballmagnetwand den gegnerischen Angriff aufreiben lässt. Die perfekten Annahmen unserer Außenangreiferinnen (Jessica Hettich, Anna Krahwinkler und Ines Schwaiger) sowie der Libera Anna Hebenstreit bieten Leah Hebenstreit als Zuspielerin viele Möglichkeiten und runden die Team-Gesamtleistung perfekt ab. Wir gewinnen unser Auftaktspiel mit 3:1 Sätzen (23:25, 25:16, 25:12, 25:15) und sichern uns die ersten drei Punkte des Tages.

Hauptact und Cooldown mit dem UVC McDonals Ried im Innkreis

Die Pause zwischen den beiden Partien verging wie im Flug. Tatsächlich stürmen wir erst bei dem Anpfiff zum Einschlagen zurück in die Halle. Ein Patzer der uns später vielleicht den ersten Satz kostet? Wir erinnern uns in diesem Moment ehrfürchtig an die Lehren des Sun Tzu in seinem Meisterwerk „Volleyball in Theorie und Praxis 1“ (oder wie wir es liebevoll nennen: „Spaß mit Bällen“).

Die Begegnung gegen den UVC Ried wäre für uns die perfekte Gelegenheit, einen Eintrittspreis für die Neuhofener Mehrzweck-Sporthalle zu rechtfertigen. Gleich von Beginn an zeigen beide Teams großartiges Volleyball. Die Ballwechsel sind lang und intensiv, ungeprägt von Fehlern oder Patzern. Beide Mannschaften stehen sehr sicher auf ihren Positionen und nur wenige Lücken tun sich auf. Lediglich Tina Kößldorfer scheint irgendwie immer eine zu finden. Und wenn mal keine Lücke da ist, dann schießt sie sich kaltblütig eine frei 🤷.

Erwartet eng gestaltet sich das Ergebnis im Satzverlauf. Beide Mannschaften geben einander kaltwarm, und obwohl wir von einem 19:23 Rückstand noch gut aufholen können, müssen wir den Satz mit 24:26 an unsere Gäste abgeben. Uns bleibt zumindest ein Kreuzerl in unserem Volleyball-Bingo-Pass („Hast du schon mal einen Satz auf 2-Unterschied verloren? Zwei mal an einem Tag?“), den wir immer in unserer Sporttassche dabei haben.

Das Schiedsgericht hat in der Satzpause Mühen, einen gegnerischen Fanboy im Zaum zu halten (man möchte meinen, es handle sich um den Coach der Mannschaft, bei den Innviertlerinnen wurde jedoch kein Official eingetragen, weshalb er hier als „Fanboy“ angeführt wird). Ob er nach einem kurzen Aufbrausen das Feld freiwillig räumte oder des Platzes verwiesen wurde, bleibt der Redaktion unbekannt.

Wie schon im ersten Satz sind auch im zweiten die Ballwechsel lange und attraktiv. Es gibt einen steten Wechsel der Service-Seite und so bleibt es am Ende der Punktevorsprung aus dem ersten Drittel (10:6), den wir bis über die Ziellinie mitnehmen können um den Satzausgleich mit 25:20 zu fixieren.

Im dritten Satz gelingt es uns, eine noch deutlichere Führung auszubauen. Eine 6-Punkte Service-Serie von Elli Oberhuber führt uns zum 11:6, und weitere 4 kaltschnäuzige Punkte am Service in Folge von Vicy Fellinger schieben die Zähltafel auf 15:7. Der Rest sei nur noch Formsache, sodass wir uns mit 25:19 in eine sehr gute Ausgangslage bringen, um das Spiel zu gewinnen.

Leider startet der vierte Satz nicht so, wie die zwei Sätze zuvor. Wir beginnen den Satz mit einem 0-5 Rückstand. Die starken Sprung-Flatter-Aufschläge von Elisabeth Schilcher setzen uns zu sehr unter Druck. Mit viel Einsatz in der Feldverteidigung und druckvollen Angriffen bringen wir uns zurück ins Spiel und können zum 7:7 ausgleichen. Immer öfter werden unsere Angriffe nun von den Gegnerinnen verteidigt und erneut in unsere Hälfte des Feldes gespielt. Immer öfter müssen wir unsere Körper vom Boden heben, nachdem wir im freien Fall für jeden Punkt kämpfen. Mit jedem Ballwechsel werden wir siegeswilliger und kämpfen noch ehrgeiziger an allen Fronten. Auch in der Nachbesprechung sind wir uns einig, dass diese Phase des Matches, sowie dieses Match insgesamt, unsere Saison-Bestleistung notieren. Jede einzelne gibt ihre eigenen 110%. Doch so sehr wir auch wollen, die Spielerinnen vom U-V-C haben viel Erfahrung und überliegen uns im vierten Satz. Sie gewinnen mit 25:19.

2:2, Satzausgleich. Es wird ein alles entscheidender fünfter Satz bis 15 Punkte gespielt. Wir wissen gar nicht mehr, wann wir zuletzt einen fünften Satz gewonnen haben. Vergangene fünfte Sätze zählen aber zum Glück gerade nicht, weshalb wir davon unbeeindruckt gut in den Satz starten. Leah Hebenstreit und Vicy Fellinger können jeweils mit guten Sprungservice-Serien die Vorlagen für die Punktgewinne liefern, welche uns den so wichtigen Vorsprung verschaffen. Die Stimmung ist großartig – als Team singen wir im Chor aus stolzer Brust so laut wir können. Verdient dürfen wir den Matchball mit einem eigenen Angriff direkt verwerten (15:10) und holen uns mit 3:2 Sätzen zwei ganz wichtige Punkte für die Tabelle.

Am heutigen Tag sind wir super stolz auf unsere Leistung. Wir haben uns nach dem ersten Grunddurchgang in der neuen Liga mehr als gut behauptet. Mit 18 von 24 möglichen Punkten und als einzige Mannschaft, die dem Tabellenführer Freistadt Punkte abringen konnte, gehen wir mit einem Lächeln in den Jahreswechsel. Im neuen Jahr dürfen wir unsere Leistung bestätigen, und vielleicht auch übertrumpfen. Aber bis dahin wünschen wir all unseren Freunden, Fans und der Redaktion ein frohes Weihnachtsfest, sowie ein gutes neues Jahr!