4. Runde Pregarten und Mühlviertelvolleys

Es ist Samstag, 12 Uhr mittags in Pregarten. Menschenmengen tummeln sich um die Sporthalle, als wir mit unserem Mannschaftsbus eintreffen. Für uns ist klar: Der Weihnachtsmarkt vor dem Eingang ist nur eine Nebenattraktion. Eigentlich kommen sie alle unseretwegen.

ASKÖ Sparkasse Pregarten 2

Während unsere Gastgeber in Mindestzahl erscheinen, betreten wir eine der schönsten Sporthallen des Mühlviertels zu elft. Der Trainer der Heimmannschaft wechselt gleich zu Beginn einige freundliche Worte mit uns, sodass wir uns willkommen geheißen fühlen können. Beide Teams (ASKÖ Sparkasse Pregarten 2 und wir) wärmen sich gewissenhaft auf und fiebern dem Eröffnungsspiel entgegen.

Um Punkt 13 Uhr ist es soweit: Ankick für Pregarten.
Anders als unsere Gegner sind wir vom ersten Ballwechsel an bereit und konzentriert. Im ersten Satz dominieren wir das Spiel hauptsächlich durch Service- und Blockstärke. Gerade einmal zehn Services dürfen unsere Gegnerinnen spielen. Durch perfekte Annahmen unserer Außenangreiferinnen und unserer Libera Michaela Lehner können wir diese aber sofort in zwingende Angriffe umwandeln. Der erste Satz ist mit 25:9 schnell gewonnen. Zu schnell, denn oft fühlt es sich so ein Satz nur wie ein erweitertes Aufwärmen an, und man wird nachlässig. Diese Nachlässigkeit konnten unsere Gegnerinnen im zweiten Satz nutzen, um mehr Punkte zu bekommen. Insgesamt sind wir in diesem Spiel aber deutlich überlegen, sodass wir die Sätze zwei und drei mit 25:17 und 25:12 solide nach Hause bringen, und in weniger als einer Stunde 3 Tabellenpunkte anschreiben.

Das zweite Spiel bestreiten ASKÖ Sparkasse Pregarten 2 und SG Mühlviertel Volleys 3, während wir das Schiedsgericht stellen. Diese Pause gibt uns die Gelegenheit, unsere nächsten Gegnerinnen im Vorfeld zu studieren. Die Mühlviertel Volleys spielen die eher seltene 6:2-Aufstellung, die wir selbst vor wenigen Jahren noch gespielt hatten. Dieses System bietet mehr Variantenreichtum und schwächt die Blocks der Gegner, ist aber an sich kein Unkompliziertes und kann damit zur Schwächung der eigenen Reihen führen.

SG Mühlviertel Volleys 3

Nachdem die Mühlviertel Volleys ihr Auftaktspiel ebenfalls mit 3:0 (25:21, 25:22, 25:21) in 80 Minuten gewinnen konnten, laufen wir wieder auf’s Feld, um uns warm zu machen. Diesmal sind wir um eine Spielerin weniger, da uns unsere Außenangreiferin Ines Schwaiger frühzeitig verlassen musste. Die Luft wird nun schon sehr dünn – buchstäblich. Tatsächlich müdet die verbrauchte Atemluft bereits zu Beginn des Aufwärmens unsere Mannschaft. Die Lüftung erfolgt nur lieblos und ungenügend. Immerhin atmen beide Mannschaften dieselbe Luft, weshalb hier kein Vor- oder Nachteil entsteht (Der Autor nimmt sich dennoch die Freiheit, diesen Umstand hier zu verewigen :D).

Unsere Kapitänin Anna Krahwinkler führt uns zur Begrüßung aufs Feld. Die (schlechte) Luft knistert, wir sind bereit. Ladies – Let’s go!

Schon die ersten Ballwechsel versprechen ein spannendes Spiel mit attraktiven Spielzügen und viel Einsatz. Nur selten bleiben die Ballwechsel kurz, jeder Punkt ist hart umkämpft. Die Libera der Mühlviertel Volleys spielt fehlerfrei und entschärft all unsere Services sowie eine Vielzahl unserer Angriffe. Dieser Umstand zwingt uns, ebenfalls Bestleistung in der Defensive zu zeigen, da zu wenige unserer Aktionen zu direkten Punktgewinnen führen. Es gelingt uns nur sehr mühevoll, die gegnerische Abwehr auszuspielen. Gegen Ende des ersten Satzes gelingt es unseren Außenangreiferinnen Anna Krahwinkler und Jessica Hettich einige Male, longline direkt zu punkten. Auf der Diagonal-Position und in der Mitte sind die Bälle noch sehr umkämpft. Am Ende behalten wir jedoch die Oberhand und schließen den ersten Satz mit 25:18 ab.

Die Wichtigkeit des zweiten Satzes ist uns äußerst bewusst. Unkonzentriertheiten wie im vorangegangenen Spiel können wir uns hier nicht leisten. Weiterhin gelingt es uns nicht, mit dem Service genügend Druck auszuüben. Unsere Gegnerinnen kommen immer öfter zu Angriffsmöglichkeiten, unsere Abwehr behauptet sich jedoch agil und tapfer. Besonders die Verteidigungsleistung unserer Libera Anna Hebenstreit und Diagonalspielerin Bettina Ebner halten den Ball in der Luft und erlauben uns wiederholt, selbst zu punkten. Die Ballwechsel sind lang und kräftezährend. Immer öfter gelingt es unseren Stellerinnen Nicole Ritter und Leah Hebenstreit nun auch über die Mitte Punkte zu generieren. Durch Angriffe von Katrin Schwingenschlögel und Nadine Schulz müssen die gegnerischen Mittelblocker immer achtsam bleiben. Das öffnet wiederum die Wege für beide Außenflügel. Lediglich die Angriffe von Tina Kößldorfer sind für unsere Gegnerinnen offenbar unhaltbar, sodass der Ball nur sehr selten wieder zurück zu unserer Seite des Netzes findet. Der zweite Satz endet mit 25:22 zu unseren Gunsten und wir gehen mit 2:0 Sätzen in Führung.

Unsere Versuche, in der Satzpause zu lüften, wurden vom gegnerischen Trainer unterbunden. Nach wenigen Augenblicken schließt er die Fenster wieder. Wir versuchen dennoch unsere Kräfte für den dritten Satz zu mobilisieren, um das Spiel möglichst frühzeitig zu beenden. Bei den Außenangreiferinnen und auf der Diagonalposition fehlen uns die Wechselmöglichkeiten. Diese Spielerinnen müssen durchhalten. Alle anderen Positionen befinden sich bereits in permanentem Wechsel. Wir geraten früh in Rückstand und sind nicht in der Lage, diesen zu verringern. Immer häufiger landen unsere Services in den Armen der gegnerischen Libera, die weitherin völlig fehlerfrei und sehr selbstbewusst spielt. Ihr gehört gefühlt bereits das halbe Feld. Auch unsere Angriffe landen nun zu einem Groß auf der 6, wo sie breit grinsend mit offenen Armen auf den Ball wartet. Bei einem Rückstand von 15:21 ertönen Rufe von der Trainerbank: „Zehn – Punkte!“. Erst etwas überrascht, dann aber voller Motivation, stimmen wir alle mit ein. Unser Mindset hat soeben einen wichtigen Wechsel vorgenommen. Anstatt den Satz abzuhaken und aufzugeben, schüren wir Hoffnung und zeigen Siegeswillen.

Beim Team der Mühlviertel Volleys bleibt das nicht unbemekrt. Fast wie ein Countdown tragen uns die Gesänge über die nächsten Punkte hinweg, bis wir das nächste Servicespiel abgeben. Die Aufholjagd hat begonnen und plötzlich gelingen uns viele Spielzüge. Mit unserem Selbstvertrauen scheinen wir die Gegnerinnen auch ein wenig einzuschüchtern. Uns gelingt nun tatsächlich der Ausgleich zum 23:23 – alles ist wieder offen. Die Ballwechsel sind nun unerträglich lange. Hätten wir eine TV-Übertragung, müsste man zwischen den einzelnen Punkten vermutlich Werbeeinschaltungen präsentieren. Zwei mal holen sich unsere Gegnerinnen einen Satzball. Zwei mal gleichen wir wieder aus. Der gegnerische Trainer packt nun alles aus seiner Trickkiste aus. So ruft er beispielsweise vor unserem Service zum Spielerwechsel, ohne eine Spielerin in der Wechselzone zu präsentieren. Nach kurzer künstlicher Unterbrechung widerruft er den Spielerwechsel und offenbart damit, dass es nur um Kopfspielchen ging. Die Mühlviertel Volleys holen sich mit 26:25 ihren dritten Satzball, und tatsächlich gelingt es ihnen, diesen zum 1:2 zu verwerten.

Unsere Kräfte neigen sich dem Ende zu. Unser Coach treibt uns an, auch im vierten Satz nochmal alles zu geben. Seine Stimmbänder sind bereits in der Kabine. Es wurden bereits 90 Minuten gespielt. Pulstechnisch wären wir vermutlich noch im aeroben Trainingsbereich. Da aber quasi kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, gehen wir direkt zur Laktakt-Produktion über. Wir sind müde, aber wir wollen siegen. Im vierten Satz gibt es keine Geheimnisse mehr. Beide Mannschaften kennen einander und wissen genau, was zu tun ist. Es gelingt uns immer öfter, das Service gut zu platzieren und auch unsere Angriffe finden nun zuverlässig ihre Ziele. Als Team laufen wir zur Höchstform auf und zeigen unsere beste Leistung. Das Match erreicht seinen sportlichen Höhepunkt und lässt den Zusehern keine Wünsche offnen. Niemand interessiert sich mehr für den Weihnachtsmarkt – die Halle ist zum Bersten voll (Ausschmückungen seitens des Autors dienen dem erzählerischen Charakter des Berichtes und erheben keinen empirischen Anspruch). Freude und Ehrgefühl erfüllen uns in den Momenten, in denen wir die Leistung abrufen, für die wir seit Jahren trainieren. Wir funktionieren wie ein Uhrwerk.

In diesem spannenden vierten Satz gelingt es uns die wirklich ausgezeichnet spielende Mannschaft der Mühlviertel Volleys am Ende mit 25:22 zu besiegen. Mit einer Spieldauer von 1:53 und einem Ergebnis von 3:1 Sätzen nehmen wir 6 hart verdiente Punkte mit nach Hause, und platzieren uns in der Tabelle damit mitten in den Kampf um Platz 2 nach dem Grunddurchgang. Dieser Kampf wird am Sonntag, dem 18.12.2022 bei uns zuhause in Neuhofen an der Krems ab 12 Uhr mittags entschieden. Wir freuen uns über die Unterstützung unserer Fans, wenn wir gegen den TSV St. Georgen an der Gusen und den UVC McDonalds Ried im Innkreis zur letzten Runde des Grunddurchgangs antreten.