Red Bull Dolomitenmann 2025

Red Bull Dolomitenmann 2025 – mit dabei unser Vereinsmitglied  Günther Weidlinger

Zwei Wochen vor dem 38. Red Bull Dolomitenmann erhielt ich einen Anruf von Gerhard Schmied, mehrmaliger Sieger beim Dolomitenmann im Team und als Kajakfahrer. Er fragte, ob ich mir vorstellen könnte, sein Elk Legends Team als Bergläufer zu unterstützen. Ich bat um zwei Tage Bedenkzeit, ich war mir nämlich nicht sicher ob ich das überhaupt schaffen kann. Ich laufen ja kaum mehr, schon gar nicht bergauf! Dann machte sich Freude breit beim härtesten Teambewerb der Welt am Start stehen zu dürfen. Ich sagte zu, besorgte mir Traillaufschuhe und Laufdress (Danke an Salomon und ERIMA) und war voller Tatendrang aber auch extrem nervös was auf mich zukommen würde.

Der Startschuss beim Dolomitenmann 2025 hallte kaum nach, da wurde mit bewusst: Heute würde ich an meine Grenzen stoßen. Knapp 12km Laufstrecke, 1.800HM. Die Teilnahme am Red Bull Dolomitenmann 2025 war für mich eine einzigartige und zugleich extrem fordernde Erfahrung. Als Läufer der Berglaufstrecke wusste ich im Vorfeld, dass mich eine enorme Herausforderung erwartet – doch die Realität übertraf jede Vorstellung. Vom Start weg war klar: Dieses Rennen ist kein gewöhnlicher Wettkampf, sondern ein Kampf gegen die eigenen Grenzen.

Die ersten drei Kilometer bis zum Goggsteig waren flach und wurden im Feld recht flott gelaufen. Eigentlich wäre aber Vorsicht und Zurückhaltung angesagt gewesen, denn der Goggsteig stellte sich gleich nach erreichen des Waldes vor mir auf wie eine Wand.

Der Anstieg begann steil und wurde schnell zur Zerreißprobe. Schon nach den ersten Höhenmetern spürte ich, wie der Puls nach oben schoss und die Lunge nach Luft rang. Im Steig bewältigt man 360 Höhenmeter auf einer Streckenlänge von nur 900m! Gegen Ende wurden die Beine schon schwer und ich fragte mich das erste Mal, ob ich nicht zu schnell gestartet war.

Die nächsten rund 2km waren wieder gut zu laufen. Waldboden, Steine, Wurzeln und feuchte Holzplanken verlangten aber nach vollster Konzentration. Höhenmeter wurden dabei kaum überwunden. Nach 8km Laufstrecke ging es aber erneut zur Sache. Auf den letzten 3,6km Streckenläge waren noch über 1.000HM zu überwinden. Mein Rennen bestand nun nicht nur aus körperlicher Anstrengung. Viel mehr noch war es ein mentaler Kampf, Schritt für Schritt weiterzugehen, auch wenn der Körper längst Signale des Aufgebens sendete. In diesen Momenten war es nicht mehr die reine Muskelkraft, die mich antrieb, sondern die mentale Stärke, der Wille durchzuhalten und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Dank meiner Profizeit konnte ich mich hier gut fokussieren. Die Muskeln schrien nach Pause, nach Erleichterung. Aber genau dann kam diese andere Stimme im Kopf– leise, aber entschlossen: „Nur noch ein Stück. Weiter. Aufgeben gibt’s nicht.“ Es war nicht mehr der Körper, der mich trug, sondern ein inneres Feuer, das mit jedem Höhenmeter stärker wurde.

Und dann – plötzlich – öffnete sich der Blick. Das Kühbodentörl lag vor mir, noch immer weit oben. Der letzte Anstieg vor dem Kühbodentörl war ein einziges Ringen. Der Weg zog sich endlos, der Boden forderte jede Faser an Kraft und Konzentration.

Die Beine schmerzten, doch genau in dieser Phase wuchs die innere Entschlossenheit es zu schaffen. Jeder Schritt wurde zu einem kleinen Sieg über die Müdigkeit, jede überwundene Passage zu einem Beweis der eigenen Willenskraft. Die Anstrengung wich einem überwältigenden Gefühl der Freude und Erleichterung. Ich erinnere mich an den Moment, als ich fast mechanisch weiterging, Schritt für Schritt, ohne darüber nachzudenken, nur angetrieben vom Willen, es zu schaffen. Ich begann Schritte zu zählen, 1, 2, 3, … 100, und wieder von vorne. Auf den letzten 400m Wegstrecke waren noch knapp 200 Höhenmeter zu überwinden. Dann nur noch Freude, ich würde es schaffen, ich erreiche das Ziel. Der Moment des Ankommens war unbeschreiblich – die Emotionen überlagerten alle Schmerzen, und die Anstrengung verwandelte sich in puren Stolz.

Die Teilnahme am Dolomitenmann hat mir eindrucksvoll gezeigt, dass die größten Siege nicht allein durch Kraft oder Geschwindigkeit errungen werden, sondern durch Ausdauer, mentale Stärke und den Glauben an das eigene Durchhaltevermögen. Wahre Stärke beginnt dort, wo der Körper längst aufgeben will, aber der Geist beschließt, weiterzugehen. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen – es hat mir nicht nur die Berge, sondern auch mich selbst auf eine neue Weise nähergebracht.