Kärnten Ralley im SwimRadLauf Gang 15.06.2025
Ein Bericht vom IRONMAN Austria (Fritz)
Im Oktober des Vorjahres war ich nur für Sekunden leichtsinnig und meldete mich beim Graz Marathon, wo sich ein INFO Stand für diese Veranstaltung befand, für das Rennen im nächsten Jahr an.
Eigentlich bist du ganz schön verrückt, dachte ich, mit Mitte Sechzig ein solches Unternehmen anzupacken ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen um sicher über die 226 Wettkampfkilometer zu kommen. Aber nun hatte ich einen Grund, um regelmäßig die Disziplinen Schwimmen, Radfahren u Laufen zu trainieren.
Der Trainingsstart im Dezember verlief reibungsfrei. Viele Ausdauereinheiten in den Disziplinen Laufen Und Schwimmen zeigten alsbald einen Fortschritt. Das Radfahren stelle ich in den Wintermonaten generell ein. Auch das gelegentliche Training am Radergometer fällt mir sehr schwer. Darum ist bei mir das Radfahren auch die schwächste Disziplin.
Dann im Jänner die erste Hiobsbotschaft. Kiefer-OP, kein Training mindestens eine Woche. Gut, dachte ich, dass kannst du verkraften, du hast ja schon 40 Ausdauerjahre auf dem Buckel, das sollte mit Routine schon wettgemacht werden können. Der Trainingsalltag lief weiter. Im Februar dann die nächste Keule, die warf mich allerdings gehörig aus dem Konzept. Lungenentzündung mindestens vier Wochen Pause. Leichte Panik machte sich breit. Kann ich da überhaupt noch mitmachen? Das fehlt mir doch alles was ich jetzt versäume? Ich verfluchte den Tag der Anmeldung im letzten Oktober. Nach fünf Wochen Trainingspause konnte ich wieder mit leichtem Ausdauertraining beginnen.
Der März wurde dann wieder zum Aufbautraining genutzt und langsam besserten sich Pulswerte und Körpergefühl. Im April wurde dann das Radtraining im Freien forciert, jedoch nur bei Temperaturen höher als 10 Grad plus und trockenen Verhältnissen. Immer an das Malheur vom Februar denkend.
Im Mai und die ersten zwei Juniwochen konnte dann das Trainingsprogramm wieder normal nach „Vorschrift“ abgespult werden. So fuhr ich am Freitag den 13ten Juni zuversichtlich, wenn auch mit Trainingsrückstand an die Wettkampfstätte nach Klagenfurt.
Der Samstag wurde zur Besichtigung des Schwimmstarts und der Wechselzone genutzt. Startnummer abholen, Fahrrad einchecken, es gab immer was zu tun und so konnten keine dummen Gedanken aufkommen. Schaffe ich das überhaupt? Habe ich genug trainiert? Morgen ist Race-Day auf geht’s, so meine Gedanken vor dem Schlafengehen.
Der nächste Morgen: halb vier Uhr aufstehen, vier Uhr Frühstück. Die sonst so lockere Atmosphäre im Frühstücksraum schien am diesen Morgen nicht vorhanden zu sein. Ich blickte in viele ernste konzentrierte Gesichter, alle wissend was heute auf sie zukommt. 226 Kilometer mit eigener Muskelkraft, schwimmend, radelnd und laufend zu bewältigen. Die Wettervorhersage war auch nicht gerade prickelnd, es soll bis zu 32 Grad bekommen. Danke Petrus super gemacht!
Das Strandbad Klagenfurt war der Ausgangspunkt des heutigen Abenteuers. Ich stellte mich in den Korridor meiner angepeilten Schwimmzeit von 1Stunde 20 Minuten entsprechend auf. Um 7h 30 erfolgte für mich der Startschuss. Erste ruhige Züge im 22.5 Grad warmen Wörthersee ließen die Zuversicht in mir hochkommen, dass es heute ein guter Tag werden kann. Nach Hälfte der Schwimmstrecke hatte ich kurzzeitig die Orientierung im See verloren. Mir fehlte eine Boje. Kurz stehenbleiben, neu orientieren, ja da war sie, leider etwas abseits meiner Linie, so hatte ich einen kleinen Umweg zu schwimmen, was mich kurz aufregte, aber dann war ich schon wieder im Flow.
Nach 1 Stunde 20 Minuten und 35 Sekunden war es geschafft. Schwimmauststieg schnell in die Wechselzone laufen bzw. gehen um die Radbekleidung die auf Ständern am Vortag dort deponiert wurde abzuholen. Wie immer bin ich der langsamste „ Wechsler“ weltweit. Noch dazu meldete sich nun ein menschliches Bedürfnis, so hatte ich einen zusätzlichen Stopp am Dixi-Klo, quasi mein persönlicher „Penalty“.
Endlich am Rad, die erste Zeit wurde genutzt um Flüssigkeit nachzutanken und die vorbereiteten Riegel und Gels die ich heute Früh am Rad montiert hatte zu verspeisen. Energie ist ganz wichtig, ja nicht vergessen zu essen und zu trinken, trichterte ich mir ein, denn in der Euphorie des Rennens kann das durchaus der Fall sein. Die ersten Kilometer verliefen easy, es fühlte sich an es ginge leicht bergab und ich kurbelte locker meine Kilometer herunter, wohlwissend das mit der Steigung vor Faak und dem Rupertiberg ein wahrliches „Geschwür“ auf mich wartete. Nun war es auch Zeit mich ein bisschen um meine Mitstreiter zu kümmern, zu schauen aus welchen Nationen sie kommen, wenn ich an ihnen oder sie an mir vorbeifuhren. Man wünschte sich gegenseitig das Beste und setzte dann sein Rennen fort. Eine Kollegin verfolgte mich jedoch das ganze Rennen. Eliza aus Australien. Einmal war ich vorne dann überholte sie mich wieder. Ein ständiges Auf und ab. Besonders bergauf hatten wir beide anscheinend unsere Stärken. Der Applaus der vor allem männlichen Fans am Straßenrand galt immer der hübschen Frau aus Down Under und nicht dem „alten Knacker“ aus dem Kremstal. Flugs waren die ersten 90 Kilometer auch schon vorbei. Gut im Rennen. Die zweite Runde wartete auf mich und ja, da war sie auch schon wieder, Eliza. Jeder Verpflegungspunkt wurde angesteuert. Zwei neue Trinkflaschen gefasst, eine mit Iso die andere mit Wasser gefüllt. Gels und Energieriegel in der Rückentasche des Trikots verstaut und weiter ging es. Plötzlich an einer Steigung an der sich oben eine Labe befand, Stau. Alle Radfahrer stiegen ab, was war los? Ein Unfall? Oben angekommen sahen wir die Bescherung. Kein Wasser mehr. Die Feuerwehr war gerade dabei emsig einen neuen Hydranten anzuzapfen und gefühlt 50 Athleten warteten auf das kostbare Nass. Was tun? In 17 Kilometer gibt es wieder eine Labe, die haben noch Wasser, so ein besorgter Helfer zu uns. Eliza stürmte ohne Flaschen und Trinkbaren davon. Die Aussies sind es ja gewöhnt mit wenig Flüssigkeit auszukommen sagte ich zu mir. Ich wartete noch kurz ab und konnte eine halbe Flasche mit irgendetwas Trinkbaren ergattern. Nach einer rasanten Abfahrt ging es schon Richtung Klagenfurt. Allerdings der Rupertiberg wartete noch auf uns. Kilometer 150. Eine Schlange sich quälender Triathleten schraubte sich, teilweise das Rad schiebend den Anstieg hoch. Schön deinen Rhythmus durchziehen sagte ich zu mir, dann schaffst du das. Oben angekommen war es dann geschafft. Die letzten 20 Kilometer waren dann mehr oder weniger eine Jubelfahrt. Vielleich schaffe ich es noch unter 7 Stunden das Radfahren zu beenden. Ich bereitete mich gedanklich schon auf den abschließenden Marathon vor.
Mittlerweile hat die Sonne ihren Höchststand erreicht und die Temperaturen stiegen über 30 Grad an. Jetzt Marathonlaufen, ist doch verrückt. Ich wechsle die Kleidung, lege noch etwas Sonnencreme auf die unbedeckten Hautstellen und mache mich auf den Weg. Im Augenwinkel bemerkte ich Eliza die sich noch in der Wechselzone befand und sich mit viel Wasser über den Kopf Kühlung verschaffte. So Fräulein, jetzt Marathonlaufen. Meine Disziplin. auf Wiedersehen auf der Finish-Line. Die ersten Kilometer wurden mit einer sechser Pace absolviert, es rollte. Ich hatte den Plan mit genau dieser Geschwindigkeit anzufangen und die zweite Hälfte in 6:30 auszurollen. Aber oft kommt es anders als man denkt. Die Hitze wurde unerträglich. Ein aufziehendes Gewitter drückte die Schwüle so richtig in den Talkessel. Schon bei Kilometer 9 die erste Gehpause. Abkühlen , trinken, trinken, sagte ich mir. Kilometer 15, das Pflaster in der Klagenfurter Innenstadt strahlte die Wärme noch mehr ab und die Gehpausen wurden immer länger. Taktikänderung: 4 Minuten laufen, 1 Minute gehen. Das Laufen war mittlerweile Richtung 7er Pace runtergefallen. Halbmarathon: nur nicht aufgeben, den Kreislauf stabil halten war jetzt die Devise. Dann lief mir Eliza entgegen, scheinbar einen Kilometer hinter mir. Wir klatschten uns ab und wünschten uns alles Gute. Natürlich war ich fest der Meinung vor ihr im Ziel zu sein. Kilometer 30 die Intervalle verkürzten sich auf zwei Minuten laufen eine Minute gehen. Langsam wurde es dämmrig. Das Kapitel Daylight-Finisher hatte ich hiermit abgeschlossen. Kilometer 35: die Strapazen machten sich immer mehr bemerkbar. Ein letztes Mal aus der Klagenfurter Innenstadt raus. Jeder kleine Anstieg bei Fußgängerunterführungen wurde jetzt zum Mount Everest. Die Intervalle verkürzten sich auf 1:1. Bei Kilometer 39 klopfte mir Eliza, locker laufend, auf die Schulter und rief mir ein aufmunterndes „ come on“ zu. Ich konnte leider nicht mehr zusetzten und musste bei meinem 1:1er Rhythmus bleiben um das Ziel zu erreichen.
Dann der Augenblick: die letzten hundert Meter wurden zum Triumphlauf. Noch einmal die Geschwindigkeit hochgeschraubt finishte ich in 13 Stunden und 54 Minuten den Triathlon. „ You are an Ironman“ krächzte der Stadionsprecher mit seiner schon hörbar angeschlagener Stimme. Kein Wunder bei fast 14 Stunden Moderation und noch mindestens drei Stunden die ihm bevorstanden. Ich habe es geschaftt ! Eliza finishte 30 Sekunden vor mir. Der erste Schluck Murauer Bier floss wie Balsam über meine Kehle. Ein Grillhendl mit Reis tat mir gut, auch wenn es schon nach 22 Uhr am Abend war. Das erste Resümee: NIE WIEDER!!! Jetzt, nach ein paar Nächten drüberschlafen: eigentlich fehlt mir noch der Triathlon in Podersdorf auf meiner Bucket-List. See you at the Finishline in Podersdorf next Year? Maybe!
Eliza hatte mich zwar zum Ironman in Cairns im nächsten Jahr eingeladen, aber das ist mir dann doch zu weit………..